Am Kolsassberg lag bereits ab 1300 die Burg Rettenberg, von der aus die adeligen Richter ihre Amtsgeschäfte führten.
Neben den Gemeinden Kolsass, Wattens und den dazugehörigen Berggemeinden, gehörte auch Volders sowie Klein- und Großvolderberg zum Gerichtsbezirk der Rettenberger.
Seit dem Landlibell 1511 kämpften die Rettenberger Schützen an vorderster Front. Laut der Zuzugsordnung für Tirol bei militärischen Einsätzen, hatte das Gericht Rettenberg eine Landwehrpflicht und musste bei einem Landesaufgebot von 10.000 Mann 62 Mann stellen. Bei einem Aufgebot von 20.000 Mann das Doppelte. Diese Abordnung bildete für das Gericht Rettenberg eine eigene Kompanie. In der Tiroler Landesgeschichte werden die Rettenberger Schützen durch die Kämpfe in den Jahren 1703, 1797 bis 1813 und 1848 besonders rühmend erwähnt.
Anlässlich der Jahrhundertfeier 1809-1909 wurde das Bataillon neu aufgestellt.
Der Sensenschmied Anton Reinisch
Napoleon Bonaparte führte seine französischen Truppen in seinen Koalitionskriegen auch gegen die Österreicher. 1796 stießen die Franzosen von Süden bis nach Trient vor. Der Vormarsch über Bozen bis nach Brixen konnte trotz der tapferen Abwehr der Tiroler nicht gestoppt werden. Am 2. und 3. April 1797 kam es unter dem österreichischen Landesoberst Philipp von Wörndle zum Kampf um die Höhen von Spinges.
Anton Reinisch führte in der Schlacht von Spinges 1797 als Sturmhauptmann die Kompanie Rettenberg. In einem kritischen Augenblick des Kampfes, stürzte er sich mit einer zweischneidigen Sense in die gegnerische Formation und hieb eine Gasse in die feindlichen Linien. Fünfzehn gegnerische Soldaten mähte er nieder, ehe er selbst von elf Bajonettstichen durchbohrt zu Boden fiel. Die Absicht ihres Hauptmannes erkennend, schob sich der Keil der Tiroler immer tiefer in den Feind und dieser musste in wilder Eile in Richtung Mühlbach fliehen.
Anton Reinisch wurde am 26. Jänner 1763 im Stubaital als Sohn eines Sensenschmiedmeisters geboren. Er selbst wurde auch Sensenschmied, zog nach Volders und heiratete 1787 Katharina Schuler, mit der er sieben Kinder hatte.
Als er am 2. April in Spinges fiel, stand er in seinem 35. Lebensjahr.
Seit 1957 erinnert ein modernes Denkmal mit einer Bronzefigur, das jetzt am Kirchplatz steht, an den wackeren Volderer.
Der Wieseler Wirt Andreas Angerer
1809 brach neuerlich der Krieg zwischen Österreich und Frankreich aus. Als Berufsgenosse von Andreas Hofer war der Wirt Andreas Angerer in die geheimen Vorbereitungen des Tiroler Aufstandes eingeweiht. Hofer beauftragte des Wieseler Wirt mit der Werbung der Schützen im Gericht Rettenberg.
Als Hauptmann führte Angerer die Rettenberger Schützen erfolgreich in der Schlacht um die strategisch wichtige Volderer Brücke. Am Abend des 11. April 1809 trafen die Truppen unter Angerer am Servitenkloster, in dem sich die bayrischen Besatzer verschanzten, ein. Den Pater Neunhäuser gelang es die Bayern zur Aufgabe zu überreden. Bei den zwei weiteren Befreiungsschlachten kämpfte Andreas Angerer unter dem rechten Flügel Speckbachers. Wieder waren die Brückenköpfe von Volders und Hall zu verteidigen.
Andreas Angerer wurde am 13. November 1780 als Sohn des Wieseler Wirtes und Metzgers Simon Angerer und Marie Angerer geb. Prem geboren. Mit 20 Jahren übernahm er die Bauernschaft beim „Hohen Haus“ (Volderturm), heiratete 1802 Maria Magdalena Klingenschmid vom Großvolderberg und führte ab 1808 das Gasthaus seines Vaters. Nach der Rückkehr Tirols zu Österreich verkaufte er sein Wirtshaus in Volders, zog nach Wattens und erwarb dort das „Greiderer“ Gasthaus. Andreas Angerer starb am 14. Juli 1847.
Noch heute erinnern eine Gedenktafel an der Wattener Kirche und eine Inschrift am Haus Nr. 1 in der Andrä Angerer Gasse in Wattens an den tapferen Freiheitskämpfer aus Volders.
Die Walder Messe
Im Spätherbst des Jahres 1809, als der Tiroler Aufstand endgültig zusammenbrach, waren viele der Anführer auf der Flucht. Auf Josef Speckbacher, den Waffenbruder des Sandwirts Hofer, war für die Ergreifung eine Belohnung von 700 Gulden ausgesetzt.
Unter anderem versteckte er sich bei einem vertrauten Bauern am Großvolderberg, dem heutigem Walder Hof.
Am Walder Hof erinnert heute eine im Jahr 1984 durch den aktiven Einsatz der Familie des Walderbauern und der großzügigen Finanzierung einer bedeutenden Gönnerin sowie des unentgeltlichen Einsatzes einiger Mitglieder der Senseler Schützenkompanie erbaute Kapelle an das Versteck Josef Speckbachers, auf welches auch durch eine Bronze-Gedenktafel hingewiesen wird. Diese Tafel wurde ursprünglich im Jahr 1979 am Walder Hof angebracht und nach der Fertigstellung der Kapelle dorthin übertragen. Alljährlich wird am ersten Sonntag im September die traditionelle Schützenmesse zum Gedenken an die gefallenen und verstorbenen Schützenkameraden gefeiert und aller Freunde und Gönner der Senseler Schützenkompanie gedacht. Zu diesem feierlichen Anlass wird in Kompaniestärke ausgerückt und eine Ehrensalve abgefeuert. Abordnungen aus dem Schützenbezirk Hall sowie der Partnergemeinde Mühlbach, Gönner, Freunde und Angehörige der Senseler Schützenkompanie nehmen an dieser würdevollen Gedenkmesse teil.